Stellen wir uns folgende Situation vor:
Du arbeitest in einem Team an einem großen Projekt eurer Firma. Dieses Projekt spielt eine wichtige Rolle für die Weiterentwicklung des Unternehmens und erregt sowohl interne als auch externe Aufmerksamkeit. Daher gibt es immer wieder Anrufe von Kundinnen oder Interessierten, die ihr als Team abdecken müsst. Dein Kollege Tim ist sprachgewandt, kennt sich bestens aus und nimmt auch gerne Anrufe entgegen – allerdings nur bis maximal 14.00 Uhr, dann geht er nach Hause. In letzter Zeit fällt dir auf, dass ein Großteil der Anrufe erst nach 15.00 Uhr eingeht, sodass du die meisten Anrufe übernimmst. Das führt dazu, dass du regelmäßig Überstunden machst, um alle Kundinnen zu bedienen. Das stößt dir auf, und du fühlst dich allmählich unfair behandelt.
Ist das nun der richtige Zeitpunkt, um Feedback zu geben?
Vielleicht antwortest du darauf zunächst: Jein. Natürlich gibt es hier eine Unstimmigkeit, und die Anzahl der Anrufe nach 15.00 Uhr hat deutlich zugenommen. Aber Tim hat sicher auch seine Gründe, warum er früher geht. Außerdem hat sich die Situation so entwickelt, ohne dass es groß besprochen wurde. Du bist dir also nicht sicher.
Lass uns einen Schritt zurückgehen, um hier etwas zu lernen.
Feedback ist die Außenperspektive auf das eigene Verhalten, die eigene Einstellung oder Äußerungen. Es ist eine Sichtweise, die wir selbst nicht haben. Wir Menschen sind – einige mehr, andere weniger – auf diese Sichtweise angewiesen. Als soziale Wesen brauchen wir den Austausch mit anderen über uns selbst. Wir sehen uns durch den Blick der anderen. Gutes Feedback erfüllt also nicht nur dieses Grundbedürfnis, sondern hilft der Person, die es erhält, sich weiterzuentwickeln. Ganz gleich, ob es positive Aspekte lobt oder auf Probleme hinweist – Feedback ist ein Geschenk.
Intention: Wenn ich jemandem ein Geschenk mache, dann in der Regel aus einer wohlwollenden Haltung heraus. Ein Geschenk ist ein Zeichen von Dankbarkeit, Freude über die andere Person oder einfach Wertschätzung. Genau so ist es auch beim Feedback. Wir möchten das Beste für unser Gegenüber und geben ihm oder ihr deshalb Feedback. Das gilt übrigens gleichermaßen für positives wie für konstruktives Feedback.
Inhalt: Feedback sollte sich immer auf Aspekte beziehen, in denen sich die andere Person weiterentwickeln kann. Es geht um Situationen, Verhaltensweisen oder Einstellungen, die wir positiv bewerten oder in denen wir Verbesserungsbedarf sehen. Ganz nach dem Motto: „Was läuft gut?“ und „Was könnte noch besser laufen?“. Wichtig dabei ist, mindestens beide Seiten zu beleuchten. Oft neigen wir dazu, nur die negativen Dinge anzusprechen, während die positiven Aspekte unter den Tisch fallen.
Verpackung: Wie bei einem Geschenk spielt auch hier die Verpackung eine Rolle. Es lohnt sich, die richtige Wortwahl zu üben. Diese fällt nicht immer leicht, ist aber erlernbar. Hier sind einige zentrale Tipps, wie du Feedback gut verpackst:
Wie könnte eine gute Gesprächslösung klingen? Bevor du die Antwort liest – wie würdest du das Feedback formulieren?
„Hey Tim, hast du mal kurz fünf Minuten? Ich wollte dich auf etwas hinweisen, das mich seit einigen Tagen beschäftigt. Du bist ein toller Kollege, und deshalb ist es mir wichtig, dass wir eine Lösung finden, von der wir beide profitieren. Ich habe in letzter Zeit beobachtet, dass du regelmäßig um 14.00 Uhr Feierabend machst. Jetzt rufen aktuell viele Kund*innen erst nach 15.00 Uhr an, sodass ich häufig bis 18.30 Uhr am Telefon bin, um den Ansturm abzufangen. Dadurch mache ich regelmäßig Überstunden. Für mich fühlt sich das momentan nicht ganz fair an, und ich würde gerne eine Lösung finden, bei der wir die Anrufe besser aufteilen können. Was hältst du davon?“
Gut verpackt und zum richtigen Zeitpunkt vorgebracht, nimmt dein Gegenüber Feedback gerne an – selbst wenn es zunächst auf Probleme hinweist. Feedbackgespräche sind nicht immer angenehm, da sie manchmal dazu führen, dass man von der eigenen Haltung oder Verhaltensweise abrücken muss. Doch jedes erfolgreich geführte Feedbackgespräch stärkt die Beziehung zwischen den Beteiligten und richtet den Fokus auf das gemeinsame Ziel.
Feedback trainierst du wie einen Muskel. Nach dem ersten Mal wirst du nichts bemerken, auch nicht nach dem zweiten, oder dritte Mal. Aber ganz langsam eignest du dir deine eigenen Formulierungen für gutes Feedback an und nach einiger Zeit sitzt jedes deiner Feedbacks und dein Umfeld profitiert sehr davon. Falls du für dieses Training noch ein*e*n Trainer*in suchst, um dich oder dein Team voranzubringen schreib uns gerne über info@teamfluence.de. Wir freuen uns über deine Nachricht.
Teamfluence GbR
Am Kranichholz 15
34134 Kassel